Die Tradition von KOLUMBUS ist …

Dem Ansatz von KOLUMBUS liegt die Annahme zugrunde, dass die zu lehrenden Wissensinhalte sowie Art und Zweck ihrer Darstellung einem kontinuierlichen Wandel unterworfen sind, der organisiert werden muss und der bei einer Unterstützung von Lernprozessen mittels elektronischer Medien zu beachten ist. Hier herrscht die Sichtweise vor, dass nicht die zu lernenden Inhalte, sondern die Materialien, die einen an Aufgaben orientierten Lernprozess unterstützen, in elektronischer Form verfügbar sind. Dabei ist es Aufgabe eines kooperativen Lehr-Lernprozesses, gemeinsam zu recherchieren um geeignete Materialien (etwa im World Wide Web) zu finden, sie aus der Sicht mehrerer Individuen zu kombinieren und in den Lernkontext einzupassen; ebenso ist ihre Darstellung entsprechend dem Lernziel zu optimieren. Die Hauptrolle vernetzter Computersysteme besteht dabei darin, diese Kooperationsprozesse zu unterstützen.

Dieser Ansatz wurde unter dem Stichwort Computer Supported Collaborative Learning (CSCL) etwa Mitte der Neunzigerjahre entwickelt und hat zur Bildung eines wissenschaftlichen Fachgebietes mit exponenzieller Zuwachsrate geführt. Theoretisch lag dieser Entwicklung die Einsicht zu Grunde, dass in Lernprozessen in der Regel mehrere Lernende ihre ind-viduellen Sichtweisen und Perspektiven auf einen Lerngegenstand austauschen und sich im Sinne konstruktivistischer Lerntheorien so aktiv individuelles Wissen aufbauen. Der Vorteil dieses zweiten Ansatzes besteht darin, dass er die Vielfalt der in elektronischer Form vorliegenden Materialien besser ausnutzt, die Dynamik der zu vermittelnden Inhalte stärker berücksichtigt und auf die Stärken kollaborativen Lernens in Gruppen (z.B. Lernen in sozialen Kontexten, Hinterfragen eigener Vorstellung durch das Kennenlernen der Perspektive anderer, kritisches Auseinandersetzen mit anderen Meinungen) eingeht.

…und nicht:

Der Ausgangspunkt der KOLUMBUS-Entwicklung war nicht, die zu vermittelnden Inhalte so aufzubereiten, dass sie elektronisch abrufbar sind und interaktiv durch einzelne Anwender erlernt werden können. Dieser Ansatz zielt unseres Erachtens auf multimediale Produkte ab, deren Erstellung sich als höchst aufwendig erweist: Es reicht nicht einfach, vorhandene Texte oder Foliensammlungen „ins Netz“ zu stellen. Vielmehr ist ein besonderes mediendidaktisches Design erforderlich, da die Lernenden längere Phasen auf sich selbst gestellt sind und sich mit dem Stoff auseinandersetzen sollen. Bei diesem Ansatz wurde oft übersehen, dass nicht nur ein Produkt gefragt ist, sondern eine kontinuierliche Dienstleistung: Die E-Learning Produkte müssen regelmäßig an die Lernenden verteilt werden, ihr Einsatz bedarf eines Change Managements und zu dem Einsatz sollte Beratung geleistet werden. Zudem müssen die Inhalte kontinuierlich aktualisiert werden, es muss immer wieder eine Anpassung an sich verändernde Lehrpläne erfolgen.

die technische Umsetzung

Die Implementierung der kollaborativen Lernumgebung KOLUMBUS orientiert sich in hohem Maße an verbreiteten, standardisierten Technologien und Verfahrensweisen. Die wichtigsten der zur Awendung gelangenden Technologien sind dabei die folgenden:

  • Implementierung in JAVA
  • Einsatz des Apache Tomcat Web Application Servers als Backend der Applikationsschicht
  • Lokale Datenhaltung in einer über JDBC angebundenen relationalen Datenbank (MySQL).

Die Architektur von KOLUMBUS ist hochgradig komponentenorientiert und respektiert das einschlägig bekannte MVC-Paradigma. Eine solche komponentenorientierte Architektur erlaubt es, getrennt auf Daten und Funktionalitäten zugreifen zu können, neue Komponenten einfach hinzuzufügen und bestehende Komponenten ggf. auszutauschen:

  • Den Kernaspekt der View-Schicht (auch: Web-Schicht) stellen dynamisch generierte und flexibel an unterschiedliche Einsatzszenarien anzupassende Web-Seiten dar. Von Interesse ist hier insbesondere die Möglichkeit, innerhalb des HTML-Codes einer Seite auf einfache Weise Variablen zu verwenden, die von KOLUMBUS zur Laufzeit unter Berücksichtigung des aktuellen Anwendungskontexts ausgewertet und ersetzt werden: eine personalisierte Sicht auf die im System vorliegenden Daten lässt sich auf diese Weise leicht realisieren.
  • Die Controler – oder Applikationsschicht zeichnet sich durch die Möglichkeit zur einfachen Integration neuer Funktionalitäten in Form eigenständiger Komponenten aus: diese können in KOLUMBUS mit geringem Aufwand registriert und systemweit bekannt gemacht werden. Details zur Integration solcher Module finden sich in [Tappe (2002)], in jüngster Zeit wurden z.B. Komponenten zur Unterstützung von Annotationen (vgl. [Maruhn (2003)]) und rollenbasierten Kooperationsmechanismen (vgl. [Ritterskamp (2003)] in KOLUMBUS eingebunden.
  • Der Entwurf des Systems orientiert sich weiterhin an standardisierten Entwurfsmustern (vgl. z.B. [Gamma et al. (1996)]): auf diese Weise konnte eine geringe Kopplung einzelner Komponenten und damit einhergehend ein hohes Maß an Wiederverwendungs- und Erweiterungsmöglichkeiten erzielt werden.
  • Aufgabe der Model-Schicht ist die lokale Datenhaltung. In der gegenwärtigen Implementierung von KOLUMBUS nutzt diese eine über JDBC eingebundene relationale Datenbank als Backend. Alternative Persistenzmodelle sind in Form eigenständiger Komponenten leicht zu integrieren.