Das Projekt INTEGRO befasst sich mit integriertem Innovations-, Wissens- und HR-Management in Unternehmen und Innovationsnetzwerken der High-Tech-Branche am Beispiel Informationstechnik und Mechatronik. Es zielt darauf eine empirische Analyse der Strukturen, Prozesse und Arbeitsbedingungen in Wertschöpfungs- und Innovationsnetzwerken von KMUs der High-Tech-Branche (exemplarisch IT und Mechatronik) zu generieren und Maßnahmen/Angebote zur breiten Unterstützung des operativen Geschäfts und zur Kompetenzentwicklung zentraler Beschäftigtengruppen zu entwickeln. Gefragt wird insbesondere danach, wie Innovations- Wissens- und HR-Management/Kompetenzentwicklung optimal verzahnt bzw. integriert werden können. Das Projekt teilt sich in drei Phasen:

  • Erhebung: Um eine Analyse der Innovationsstrategien, Arbeitsstrukturen und Arbeitsplatzbedingungen entlang von Wertschöpfungs- und Innovationsnetzwerken durchzuführen, werden in zahlreichen Interviews und Expertengesprächen konkrete Handlungsbedingungen, Arbeitsanforderungen und Kompetenzprofile verschiedener Funktionsgruppen von Wissens- und Innovationsarbeit untersucht.
  • Entwicklung: Gemeinsam mit betrieblichen Entwicklungspartnern aus KMUs werden mehrere Modellversuche bzw. Fallstudien durchgeführt, in denen bedarfsgerechte Konzepte, Qualifizierungsangebote, Instrumente und Tools eines integrierten Innovations- Wissens- und HR-Managements entwickelt und erprobt werden.
  • Transfer: Die Ergebnisse der ersten beiden Projektphasen werden in der dritten Phase für einen erweiterten Transfer aufbereitet, auf der Integro-Plattform bereitsgestellt und diskutiert und fließen in den Aufbau eines „integro_labs“ ein. Dies beinhaltet Präsenzveranstaltungen (Qualifizierungs- und Beratungsmodule, Innovationscoaching etc.) und Angebote auf der Plattform.

Plattform

integro sucht in jeder Phase des Projekts den Kontakt zu interessierten Praktikern und Wissenschaftlern. Hierzu werden verschiedene Projektveranstaltungen durchgeführt sowie mit dem integro_lab eine Plattform betrieben, auf der kontinuierlich Ergebnisse des Projekts veröffentlicht werden. Weitere Informationen erhalten Sie auf der integro-Plattform (integro_lab).

Teilvorhaben IMTM

Das von IMTM in Rahmen von Integro bearbeitete Teilvorhaben konzentriert sich auf drei Teilbereiche:

  • Analyse von Innovationsflüssen: Die Kenntnis der in einem Unternehmen tatsächlich „gelebten“ Innovationsflüsse ist eine Grundvoraussetzung für Innovationsarbeit und deren informationstechnischer Unterstützung. Im Rahmen des Teilprojekts sollen daher solche Innovationsflüsse in Unternehmen erhoben, modelliert und analysiert werden. Dabei werden u.a. folgende Fragestellungen betrachtet:
    • In welchen Situationen entstehen Innovationsideen? Welche Akteure sind an diesen Situationen beteiligt?
    • Auf welche Art und Weise werden Ideen dokumentiert? Welche Medien kommen dabei zum Einsatz?
    • Mit wem werden Innovationsideen zu welchen Gelegenheiten diskutiert, an wen werden sie mit welcher Absicht weitergeleitet?
    • Unter welchen Bedingungen wird eine Innovationsidee in eine Phase der Umsetzung überführt? Wer entscheidet darüber und welche Kriterien werden zur Entscheidung herangezogen? Lassen sich Verfahrensweisen identifizieren, die im Rahmen mehrerer Umsetzungsprozesse erfolgreich zum Einsatz kamen?

    Durch die systematische Bearbeitung dieser mit Innovationsflüssen verbundenen Fragen können Informationen gewonnen werden, die zur Konzeption und Umsetzung einer innovationsförderlichen IuK-Infrastruktur unter sozio-technischer Perspektive benötigt werden.

  • Persönliches und kollaboratives Informationsmanagement: Erwerb, Verteilung und Anwendung von Wissen sind für Wissensarbeiter Primäraufgaben, die sie häufig unter hohem Zeitdruck ausführen müssen. Erfolgreiche Wissensarbeiter ordnen und organisieren Informationen, verwenden Listen und passen Werkzeuge an die jeweils aktuelle Arbeitssituation an. Solche Aktivitäten des persönlichen Informationsmanagements (PIM) sind jedoch in komplexer und interdependenter Wissensarbeit – wie z.B. der Innovationsarbeit – nicht ausreichend: hier werden geeignete Kooperationsstrategien und Werkzeuge für den Wissensaustausch benötigt. In diesem Zusammenhang kommt dem noch sog. gruppenbezogenen oder kollaborativen Informationsmanagement (GIM)entscheidende Bedeutung zu. GIM stellt die Frage, wie Informationen, die im Zuge des PIM erstellt wurden, mit einer Gruppe geteilt werden können. Fragestellungen für die Unterstützung von Innovationsarbeit durch GIM sind:
    • Welche Informationen werden unter welchen Bedingungen benötigt und welchen anderen Personen zugänglich gemacht?
    • Wie werden diese Informationen individuell und innerhalb einer Gruppe klassifiziert?
    • Auf welche Weise fließen sie in den Kooperationsprozess mit ein, zur Erfüllung welcher (primären und sekundären) Arbeitsaufgaben werden sie herangezogen und welche Kontrollmöglichkeiten über diese Verwertungszusammenhänge hat der ursprüngliche Eigentümer?

    GIM muss inbesondere bei hoher individueller Arbeitsbelastung ohne signifikanten Mehraufwand realisiert werden kann. Die Integration in bereits im Einsatz befindliche Systeme ist daher notwendig. Dies kann durch eine Erweiterung der im Einsatz befindlichen PIM-Werkzeuge um kooperative Funktionen des Wissensmanagements geschehen.
    Die Bearbeitung dieser Fragestellung konzentriert sich dabei unter Anderem auf das Auftreten von Unterbrechungen individueller und kollektiver Arbeit sowie auf Einsatzmöglichkeiten leichtgewichtiger Klassifikationsmechanismen wie Social Tagging, die individuell organisierte Informationen auf einer Gruppenebene verfügbar machen.

  • Informationsmanagement und Web 2.0: Die Verwendung von aus dem Web 2.0 bekannten Technologien wie Blogs, Wikis und Social Tagging stellt ein aktuelles Feld der Forschung dar und ist gerade im Kontext der Verschränkung von Werkzeugen des PIM und GIM von Interesse. Solche Technologien ermöglichen es, sowohl in intraorganisationalen als auch in übergreifenden Prozessen Kommunikation und Innovation zu unterstützen [vgl. Benkler 2002, Sauer et al. 2005]. Insbesondere ermöglichen solche Technologien die Zusammenführung verschiedener Perspektiven. So haben sich Blogs in verschiedenen Studien als Mittel der Kommunikation zwischen Wissenschaftlern [Sauer et al. 2005] oder als Basistechnologie für Wissensmanagement herausgestellt [Cayzer 2004]. Weitere Studien befassen sich mit der Nutzung von Wikis und Social Bookmarking für Aktivitäten des Wissensmanagements [Schmitz et al. 2006, Volkel und Oren 2006, Wu und Gordon 2007]. Als Erfolgsfaktoren dieser Technologien werden dabei die Unterstützung der Bildung von Communities [Schmitz et al. 2006], die Strukturierung von Informationen durch eine Basis vieler Nutzer [Kittur et al. 2007] sowie der direkt erfahrbare Mehrwert solcher Anwendungen [Grudin 2006] genannt. Die erfolgreiche Anwendung solcher Technologien zur Unterstützung des Wissensmanagements weist darauf hin, dass sie auch für die Unterstützung von Innovationsprozessen und –flüssen Potentiale bergen. Aktuelle Publikationen [Kittur et al. 2007, Wu und Gordon 2007, Fischer 2008] untermauern dieses Potential.

Projektkonsortium

Integro wird durch ein interdisziplinäres Forschungsteam (Sozialwissenschaft, Betriebswirtschaft, Arbeitswissenschaft und Informatik) in enger Kooperation mit der Praxis (Betriebe, Verbände) bearbeitet.
Partner im Konsortium sind:

Links und Literatur

Ergebnisse, Materialen und Literatur finden sie auf der integro-Webplattform (integro_lab).

Kontakt IMTM

Yvonne Borowiak